Ein grimmiges Gesicht, verschlossen und meist regungslos, denn es handelt sich um die Gesichtsmaske einer Puppe. Die Puppe, die den Architekten Amos, in Cécile B. Evans fiktiver Fernsehserie Amos‘ World darstellt, die seit Sonntag, 26. Mai, im Museum Abteiberg zu sehen ist. Doch dieser Architekt hat nicht nur einen Wohnkomplex entworfen, sondern eine Lebenswelt, eine Wirklichkeit, die er den Bewohnern überstülpen möchte. Und so wird auch die Realität des Museumsbesuchers erst einmal von außen bestimmt. Denn um die erste Episode der Serie sehen zu können, muss er zunächst selbst in ein kleines Architektonisches betonartiges Konstrukt einsteigen und sich einen Raum aussuchen, von dem er die Episode wie aus einem Fenster aus betrachten kann. Und alleine betrachten muss, zumindest wenn er auch den Ton wahrnehmen möchte, da es in jedem dieser Räume nur einen Kopfhörer gibt.

AMOS World credit Museum Abteiberg

So erfährt man dann nicht nur, dass der Ort, an dem man gerade sitzt, dem Film zu entsprungen sein schein, sondern auch, dass der Plan des Architekten, eines perfekt vernetzten individuell-gemeinschaftlichen Wohnkonzeptes, nicht aufgeht. Man trifft auf traurig und einsam wirkende Menschen. Und sie beginnen den Plan des Architekten zu zerstören als sie begreifen, wie sehr ihre Handlungen von den wirklichen Räumen dieser Architektur beeinflusst werden. Eine Allegorie für unsere Existenz in konstruierten Realitäten scheint auf in diesem Moment, da die Emotionen der Bewohner eine Rebellion beginnen, die sich gegen all die technologischen, ideologischen und physischen Strukturen richtet, deren Sinn es war, sie und uns zu beherrschen. Wie sie dies tun und in welcher Form man Episode zwei und drei zu sehen bekommt, das gilt es selbst im Museum Abteiberg zu entdecken. Dabei kann man sich auch von den vielen Ebenen, von den Wirklichkeiten, innerhalb des Films beeindrucken lassen. Vermischt Evans nicht nur Puppenspiel mit dem Spiel echter Schauspieler, auch Animationen spielen eine Rolle. Und die Grenzen von Wirklichkeiten scheinen zu verschwimmen, so ist zwar die Stimme der Schauspieler zu hören, aber sie bewegen gleichsam einer Puppe ihren Mund nicht dazu. Doch auch dies ist nur ein Bruchteil der Ebenen, die sich in der Serie entdecken lassen.

 

Die in London lebende belgisch-amerikanische Künstlerin Cécile B. Evans zeigt eine Installation aus drei Filmen, die – an mehreren Orten mit unterschiedlichen Medien gedreht – Unterscheidungen zwischen Wirklichkeit und Simulation verunklärt.  In den Museumsräumen erscheinen Materialien vom Filmset, die zu Skulpturen geworden sind. Das multidisziplinäre Projekt wurde realisiert in einer Koproduktion des Museums Abteiberg mit dem mumok Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig in Wien, Tramway in Glasgow, der Galerie Emanuel Layr Rom/Wien und FRAC Lorraine in Metz, unterstützt durch Art Night London, Museo Madre in Neapel, die Renaissance Society in Chicago, Glasgow International, Villa Merkel in Esslingen und Chateau Shatto in Los Angeles. Das Museum Abteiberg zeigt alle drei Episoden sowie Kulissen und Materialien aus der Filmproduktion, die Cécile B. Evans in Existenz als Skulpturen präsentiert.

Cecile B. Evans credit Keith Hunter Photography

Zum Abschluss des Projekts Amos‘ World erscheint im Herbst 2019 eine dokumentarische Publikation. Vorab findet während der Ausstellung im Museum Abteiberg ein Film- und Diskussionsprogramm statt, das die inhaltlichen Bezüge ihrer Arbeit darstellt. Medien, Themen und Termine der Veranstaltungen werden in den kommenden Wochen bekannt gegeben. Die Beteiligung des Museums Abteiberg an diesem Projekt von Cécile B. Evans wurde ermöglicht durch großzügige Förderung der Kunststiftung NRW und der Hans Fries-Stiftung.

Die Ausstellung von Cécile B. Evans „Amos’s World“ läuft  bis 15. September im Museum Abteiberg