Tour Glasmalerei
Gerade und besonders Mönchengladbach ist mit seinen Kirchen ein Ort, an dem die Vielfalt der Kunst der Glasmalerei exemplarisch und in teils herausragender Qualität erlebbar wird. Vom international bedeutenden gotischen Bibelfenster im Münster über die raren Zeugnisse der Jahrzehnte vor und nach der Wende zum 19. Jahrhundert liegt – nach den immensen Zerstörungen des letzten Krieges – gerade die Glasmalerei nach 1950 in bemerkenswerter Vielfalt und Qualität vor. Nicht ohne Grund befindet sich hier die Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts.
Glasmalerei Tour
Das bunte Lichtspiel der Farben
Unser Rundweg stellt fünf Kirchen vor, die bequem fußläufig erreichbar sind. Wir wollen Ihre Augen und anderen Sinne öffnen für eine oft übersehene Kunst. Techniken und Stile vorstellen. Geschichten erzählen. Bewusstsein schärfen. Und Lust machen, auch andernorts hinzuschauen und zu erleben, wie die durch Glasmalerei gestalteten Farb-Licht-Räume unsere Wahrnehmung ändern.
Folgende Kirchen werden auf unserer Glasmalerei Tour vorgestellt:
Parkmöglichkeiten
Geroplatz unterhalb des Münsters,
im Umfeld St. Barbara / Botanischer Garten
Tipps
Fernglas oder Opernglas mitnehmen
Tageszeit / Sonnenstand / Wetter beachten
TECHNIK
KÜNSTLER
GLOSSAR
Münster St. Vitus
Ein faszinierendes Farbspiel
Di – Fr 10 – 18 Uhr (Sommer)
Di – Fr 10 – 17 Uhr (Winter)
Sa & So zu den Gottesdienstzeiten
Citykirche St. Mariä Himmelfahrt
Ein faszinierendes Farbspiel
Jugendkirche St. Albertus
Ein faszinierendes Farbspiel
Franziskanerkirche St. Barbara
Ein faszinierendes Farbspiel
Evangelische Christuskirche
Ein faszinierendes Farbspiel
Technik der Glasmalerei
Entwerfen, Brennen, Bemalen
Die Technik der Glasmalerei, zumindest was die Bleiverglasung betrifft, hat sich seit dem Mittelalter kaum verändert. Künstler und Werkstatt arbeiten dabei meist arbeitsteilig. Der Künstler entwirft im Maßstab 1:10 oder 1:20, danach fertigen Künstler oder Werkstatt den „Karton“ in Originalgröße, von dem Schablonen genommen werden, nach denen zwei bis drei Millimeter dickes (Antik-)Glas geschnitten wird. Auf die farbigen Scheiben kann der Glasmaler mit Schwarzlot Linien, Konturen oder das Licht dämpfende Lasuren auftragen, in die Flächen ritzen, Licht und Schatten erzeugen.
Beim Brennen verbindet sich dann das Schwarzlot mit dem Glas. Die zum Gesamtbild mit Bleiruten zusammengefügten Fensterfelder werden mit Windruten und Quereisen stabilisiert und in die Wandöffnung eingesetzt, zuletzt mit Kitt abgedichtet. Auch Silbergelb und Emaille dienen als Malmittel.
Beton-Glasfenster verwenden 20-35 Millimeter dicke, gebrochene Dall-Gläser, in ein Stahlskelett fixiert und mit Beton umgossen.
Künstler der Glasmalerei
Wer waren diese Leute?
Buschulte, Wilhelm (1923-2013), Unna.
Studien in München, arbeitete in 50ern zunächst naiv-figürlich, später geometrisch-ornamental. Frankfurter Paulskirche.
Geyer, Wilhelm (1900-1968), Stuttgart, Ulm.
Kunstakademie Stuttgart. Fenster für an die 200 Kirchen, u.a. Kölner Dom, Ulmer Münster.
Ernst Jansen-Winkeln (1904-1992), Mönchengladbach.
Mit fast 3000 Werken einer der meistbeschäftigten Kirchen- und Glasmaler der Nachkriegszeit, Fenster auch für zehn Kirchen in USA. Autodidakt. Kommt von der Grafik, Wurzeln in der katholischen Jugendbewegung.
Joachim Klos (1931-2007), Krefeld, Nettetal.
Studien zunächst in Weimar, dann an der Werkkunstschule Krefeld. Nach expressionistischer Phase ab Ende der 60er mehr geometrische Glasmalerei, Siebdruck, Raster.
Ernst Otto Köpke (1914-2009), Düsseldorf.
Studierte an der Kunstakademie Düsseldorf. Glasmalerei seit den 50ern mit Schwerpunkt Rheinland, Ruhrgebiet.
Hans Lünenborg (1904-1990), Mönchengladbach, Köln.
Werkkunstschule Krefeld, Kunsthochschule Hamburg, Kunstakademie Düsseldorf. Nach dem Krieg surreale, Weltliches und Sakrales vermischende Glasmalerei.
Johannes Schreiter (* 1930), Langen, Hessen.
Studien in Münster, Mainz, Berlin. Professor, später Rektor der Frankfurter Städelschule.
Hubert Spierling (1925-2018), Menden, Krefeld.
Werkkunstschulen Düsseldorf und Krefeld. Häufig Zusammenarbeit mit dem Viersener Architekten Heinz Döhmen (wie auch in St. Albertus). Typisch: schollenartige Farbflächen, virtuose Bleirutenführung.
Anton Wendling (1891-1965), Mönchengladbach.
Gelernter Lithograf, Schüler von Johan Thorn Prikker, Kunstgewerbeschule München, assistierte Heinrich Nauen an der Kunstakademie Düsseldorf, lehrte in Aachen an der Kunstgewerbeschule und der RWTH. Werke u.v.a. im Aachener Dom, in den romanischen Kirchen Kölns, Freiburger Münster.
Daan Wildschut (1913-1995), Maastricht.
Studien in ‘s-Hertogenbosch und Antwerpen. Glasmaler, Maler und Bildhauer. Glasfenster mit Schwerpunkt in den Niederlanden, z.B. im Münster Roermond
Glossar der Glasmalerei
Werden Sie zum Experten
Antikglas
- Mundgeblasen oder maschinell gefertigt
- Ca. 2 – 3 mm Dicke
- Viele Farben und Farbverläufen
- Mit Lufteinschlüssen und rauer Oberfläche
- Grundlage der Bleiglasfenster seit der Antike bis heute
Bleiruten
- H-förmig
- Umgeben & verbinden nach dem Löten die Glasscheiben
- Ergeben das Bleinetz
Dallglas
- Gefärbtes und bis zu 3 cm dickes Schmelzglas
- Für Betonfenster verwendet
- Die Kanten sind häufig gebrochen, der Lichtstreuung wegen
Emaille-Farben
- Aufgemalt und aufgeschmolzen
- Für kleine, kunstvolle Scheiben
Opalglas
- Auch Kryolith-Glas genannt
- Getrübtes Glas
- Erscheint milchig und durchsichtig
Schwarzlot
- Oxidiertes Eisen- oder Kupferpulver in Schmelzmittel
- Nach dem Brand schwarz
- Für Linien und Konturen
- Lasur zum Abdunkeln
Windruten
- Dünne Eisenstangen zur Stabilisierung der Scheiben
Quereisen
- Dicke Eisenstangen zur Verankerung der gesamten Fensterkonstruktion
Alle Texte und Fotos sind von Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V.
© Annette Jansen-Winkeln & Armin Kaumanns