Auf zum Alten Markt: Mit einem neuen Festkonzept findet vom 01. bis 03. September 2023 das beliebte Stadtschützenfest statt. Dieses Jahr wird es ein Altstadt-Event für alle! Wieso Ihr unbedingt vorbeischauen solltet und warum der Schützenbrauchtum was ganz Besonderes ist, das beleuchten wir näher.
Stadtschützenfest kann vor allem eins: Spaß an der Freud, Brauchtum und Party. Auch in diesem Jahr findet es im Glanz seiner Traditionen statt, allerdings mit einer Neuerung. Erstmals wird aus dem Stadtschützenfest ein Altstadt-Event, bei dem drei Tage lang mit den Schützen, den Altstadt-Wirten und der Altstadtinitiative gefeiert wird.
Vom 01. bis 03.09.2023 lohnt sich ein Abstecher zum Alten Markt. Neben traditionellen Klängen bei Festzug und Königsparaden am Sonntag (03.09.) erwarten Euch an allen Tagen viel Musik und beste Unterhaltung. Zum Auftakt am Freitag findet auf der großen Bühne am St. Vith die Spanische Nacht statt, die die Altstadt-Wirte ausrichten. Am Samstag rockt „Just is“ die Bühne und Sonntag sorgen die „Rabaue“ für kölsche Stimmung im Herzen Mönchengladbachs. Es gibt eine Schlemmermeile und – ganz neu – Kinderaktion sowie einen Altstadt-Trödel auf der Waldhausener Straße (03.09.).
Stadtschützenfest 2023 in Mönchengladbach
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„Tage der Freude“ und gute Gemeinschaft
Vor 187 Jahren fand erstmals das „Gladbacher Schützenfest“ statt. Schon 1836 sollten Bürger und Schützen im fröhlichen Kirmestreiben, wie es hieß, zusammenkommen. Die Schützen spiegelten Demokratie und Fortschritt wider und wollten mit ihrem Fest Grenzen überwinden. Grenzen zwischen Katholiken und Protestanten, Rheinländern und Preußen, Untertanen und Obrigkeit. Ihr Ziel war es, über Konfessionsgrenzen hinweg verbindend zu wirken und den Bürgersinn zu stärken. Ein Fest für alle eben!
In Mönchengladbach spielen die christlichen Schützenbruderschaften beim Brauchtum eine zentrale Rolle und stehen für ein starkes Miteinander. Hier organisieren sich brauchtumsbegeisterte Menschen, die die Tradition hochleben lassen und sich auf Fahnen und Orden zu Glaube, Sitte und Heimat bekennen. Als christliche Gemeinschaft ist ihnen der soziale Gedanke sehr wichtig. Fast alle Bruderschaften der Region haben ihr eigenes Sozialprojekt, bei dem sie über das Jahr hinweg Menschen in Not helfen – egal, ob sie in der direkten Nachbarschaft leben oder in fernen Ländern. Beim diesjährigen Stadtschützenfest ist „Ich bin Robin Hood“ die Spendenaktion für Bedürftige und zugleich Spielangebot für Kinder.
Wer nun glaubt, das Ganze ist nur etwas für „ältere Leute“, vertut sich: Die Bruderschaften in der Region kennen kaum Nachwuchssorgen. Gut ein Drittel der Schützen-Mitglieder wird auf unter 35 Jahre geschätzt. Besonders in ländlichen und kleinstädtischen Bezirken ist die Mitgliedschaft in der Bruderschaft fast selbstverständlich. Gemeinschaftsgefühl und Festfreude haben eine hohe Anziehungskraft.
Das Schützenwesen wurde sogar 2015 von der UNESCO anerkannt und steht im bundesweiten Verzeichnis immaterielles Kulturerbe. Eine Wertschätzung, die vor allem den Mitgliedern in den Vereinen gilt, die mit viel Herzblut das Schützenbrauchtum über Generationen hinweg weitertragen und dessen gemeinschaftsbildende Kraft leben.
Höhepunkt des Jahres: Das Schützenfest
Höhepunkt des bruderschaftlichen Lebens ist das Schützenfest. Beim geselligen Miteinander wird ein neuer Schützenkönig ermittelt, der für ein Jahr höchster Repräsentant der Gemeinschaft und König für den gesamten Ort oder eine Stadt ist. In einem Schießwettkampf treten die Anwärter gegeneinander an. Weit verbreitet ist vor allem das Vogelschießen, bei dem Schützenkönig wird, wer mit seinem Schuss den letzten Rest eines Holzvogels von der Stange holt. Das Brauchtum des Vogelschießens hat seinen Ursprung im Mittelalter. Zu der Zeit waren die Schießübungen wichtig, um die Treffsicherheit der männlichen Bevölkerung zu erhöhen, als man die eigenen Städte verteidigen musste. Das Königsspiel ist wichtiger Bestandteil des Brauchtums und hat auch soziale Bedeutung, weil alle die Chance haben, König oder Königin zu werden.
Tradition im „Fort-Schritt“
Ist die Schützenmajestät ermittelt, krönen die Bruderschaften im Gladbacher Münster ihren (Bezirks-)König und überreichen das Dreikönigssilber, das an die heiligen drei Könige erinnert. Im Anschluss marschieren sie am Alten Markt. Die Krönungsmesse (03.09., 13.45 Uhr) steht dieses Jahr unter dem Leitgedanken „Friede soll sein“ – in Erinnerung an den Westfälischen Frieden von 1648. Ermittelt wird die Bezirksmajestät beim Bezirkskönigsschießen auf dem Alten Markt (02.09., 15 Uhr).
Die prächtige Königskette ist eine Amtskette mit silbernen Wappenschilden, die auf frühere Amtsinhaber hinweisen. Das Gefolge des Königs bilden zwei Minister, die Offiziere der Bruderschaft sowie der Vorstand, dem ein Brudermeister oder Präsident vorstehen, und ein geistlicher Berater. Alle zusammen bilden mit Fähnrich und Fahnenoffizieren den Hofstaat.
Die Frauen in ihren wunderschönen Roben gelten ausschließlich als „die Zierde des Festes“. Doch auch die Tradition ist im „Fort-Schritt“: In vielen Bruderschaften tut sich was im Männer dominierten Schützenwesen. Frauen werden als vollwertige Mitglieder mit Recht auf Vorstandsamt und Königsschuss angesehen. Mönchengladbach macht es vor: Erstmals führt eine Generalin das Regiment der 2500 Teilnehmer zur Festparade beim Stadtschützenfest 2023 an. Und dann amtieren aktuell vier Schützenköniginnen im Bezirk, so dass die Chance auf die erste Königin auf Bezirksebene hoch ist
Über den Bezirksverband Mönchengladbach-Rheydt-Korschenbroich
Der örtliche Bezirksverband „Mönchengladbach, Rheydt, Korschenbroich“ ist mit seinen 38 Schützenbruderschaften und -vereinen der größte regionale Zusammenschluss des Bruderschaftsbundes. Geführt wird der Bezirksverband vom Bruderrat (Bezirksvorstand) mit Bezirksbundesmeister (von den Präsidenten gewählt) und Bezirkspräses (vom Bischof benannt) an der Spitze. Der Verbund ist alljährlich am ersten September-Wochenende Gastgeber des Stadtschützenfestes. Er ermittelt den Bezirkskönig, richtet Bildungsveranstaltungen aus und pflegt mit der „Nachtwallfahrt der Bruderschaften“ die kirchliche Tradition. Der Dicker Turm beherbergt seit 1996 das Bezirksarchiv der Bruderschaften, das langfristig zum Niederrheinischen Schützenmuseum ausgebaut werden soll. Einmal im Jahr kann das Archiv am Tag der offenen Turmtür besichtigt werden.
© Mario Winkler