„Das Gefühl, Rheydter zu sein ist ein gutes“
Einer der rund 15.000 Rheydter und Rheydterinnen ist der 54-jährige Textilbetriebswirt Roland Beeten. Er ist Rheydter Urgestein, leitet in vierter Generation das Familienunternehmen „Textilhaus Beeten“. Das Geschäft an der Rheydter Hauptstraße ist mit seinen 133 Jahren das älteste Einzelhandelsfachgeschäft in der gesamten Stadt. Das Sortiment umfasst Unter- und Nachtwäsche für Damen, Herren und Kinder, Damen- und Herrenoberbekleidung sowie Bademäntel. Gemeinsam mit seiner Frau Irina Beeten ist Roland Beeten stark im Rheydter Citymanagement und im Quartiersmanagement Rheydt engagiert.
„Natürlich hat Rheydt seine Problematiken“, sagt Roland Beeten: „Aber es ist trotzdem ein gutes Gefühl, hier zu leben.“ Neulich waren er und seine Frau mit den beiden Kindern Marianne, acht Jahre alt, und Matthias, elf, in Norddeutschland in Urlaub. Als Irina Beeten laut darüber nachdachte, ganz in den Norden zu ziehen, weil sie es dort so schön fand, streikten die Geschwister. „Sie sagten, sie würden ihre Heimat Rheydt niemals aufgeben“, erzählt Roland Beeten und lacht.
Roland Beeten ist in Rheydt fest verwurzelt. Das Haus, in dem sich das Textilhaus befindet, wurde 1955 gebaut. Über dem Geschäft sind Wohnungen, in einer von ihnen ist Roland Beeten aufgewachsen und lebt dort mit seiner Familie noch heute. Er hänge sehr an seinem Elternhaus, sagt er, und außerdem sein es praktisch, dort zu wohnen: „Wenn ich nachts irgendwelche geschäftlichen Ideen habe, gehe ich nur die Treppe hinunter ins Geschäft und arbeite die Gedanken dort aus. Danach gehe ich wieder hoch schlafen. Insofern ist die Wohnsituation Fluch und Segen zugleich.“
Als Folge der Gebietsreform von 1975 – die infolge der nordrhein-westfälischen Gebietsreform Mönchengladbach, Rheydt und Wickrath zur kreisfreien Stadt Mönchengladbach vereinigte – sei es mit Rheydt etwas heruntergegangen, sagt Roland Beeten, förderlich für Rheydt sei das nicht gewesen: „Rheydter tun sich immer noch schwer damit, den Status eines zweiten Ranges zu haben.“ Aber: Untersuchungen der Hochschule Niederrhein hätten ergeben, dass es „den Mönchengladbacher“ nicht gebe, die Menschen identifizierten sich eher nach den Stadtteilen, in denen sie lebten. „Insofern finde ich es gut, dass Oberbürgermeister Felix Heinrichs vor zwei Jahren den Ansatz vorstellte, die einzelnen Stadtteile nach vorne zu bringen“, so Roland Beeten.
In den vergangenen 30 Jahren habe sich in Rheydt vieles verändert, sagt Roland Beeten: „Es gibt eine andere Handelsstruktur mit viel Leerstand und eine veränderte Sozialstruktur mit höherem Migrationshintergrund der Menschen. „Entsprechend gibt es neue Geschäfte, die sich mit ihrem Angebot an Menschen mit Migrationshintergrund richten“, so Roland Beeten. Der Kontakt der einheimischen zu den neuen Geschäftsleuten sei problematisch, auch gebe es Sprachprobleme: „Allerdings ist der Zusammenhalt dann da, wenn wir zusammen etwas organisieren, wie etwa die regelmäßigen Modenschauen oder Weihnachtsbaum-Aktionen.“
Für die Zukunft wünscht sich Roland Beeten eine bessere Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung, um ein innerstädtisches Gesamtkonzept für Rheydt zu entwickeln: „Ein neues Rathaus, ja, aber kleiner, das Gebäude der Stadtsparkasse muss erhalten bleiben, wir brauchen Ladesäulen für E-Autos und individuelle Parkflächen statt Parkhäusern, die oftmals Angsträume sind.“
Und wie ist denn jetzt der typische Rheydter? „Heimatverbunden, bodenständig, humorvoll, frech und bissig, rheinisch eben“, findet Roland Beeten.